Schlossholz
der historische Holzschatz aus dem Herzen der Hauptstadt
Als wir das gesehen haben, wussten wir: wir müssen es haben und etwas damit machen!
Im Zuge der Bauarbeiten auf dem Schlossplatz, bei der Abtragung des ehemaligen Palastes der Republik und dem Aushub für die Fundamente des Humboldtforums wurde die historische Gründungskonstruktion des Berliner Stadtschlosses aus dem Erdreich geborgen: uralte Gründungspfähle aus Märkischer Fichte und Kiefer und Deckenböden und Kanthölzer aus Eiche, die jahrhundertelang unterhalb der Grundwasserlinie zunächst die Erweiterung des Schlosses als Königsresidenz und nach dessen Zerstörung den Palast der Republik getragen hatten.
Normalerweise ist Holz, das so alt ist, nicht nur rar, sondern nur extrem selten noch in einem Zustand, der eine Verarbeitung erlaubt. Dieses Holz aber ist Jahrhunderte lang konserviert worden, die Eichenbohlen sind sogar zu Mooreiche geworden. Zustand und Qualität des Holzes sind hervorragend. Es hat eine ähnliche Qualität, als sei es frisch geschlagen, mit einer Geschichte seit Ende des Mittelalters, Beginn der Frühen Neuzeit.
Hier war also schönes, zu verarbeitendes Holz mit einer phantastischen Geschichte und dem faszinierenden Standort seiner Verwendung: In den Boden gerammt wurden die Pfähle zwischen 1680 und 1710, die Bäume waren da zwischen 100 und 150 Jahre alt und hatten auch noch etwas gelagert. Das heisst die ältesten der Stämme begannen bereits kurz nach 1500 mit dem Wachsen. Das ist in etwa die Zeit, in der Martin Luther die 95 Ablassthesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg haftete und damit der Ursprung der Reformation. Sie waren schon mächtige Bäume in Märkischen Wäldern, in denen Menschen während der Wirren des Dreissigjährigen Krieges Zuflucht suchten. Geschlagen und in den Boden gelassen wurden sie zu einer Zeit, da unter anderem in Frankreich verfolgte Hugenotten in Berlin aufgenommen wurden, versierte und spezialisierte Handwerker, die in den folgenden Jahren grossen Anteil an Konstruktion und Bau der Schlosserweiterung haben sollten.
Die Jahrhunderte, die sie im Zentrum Berlins das Stadtschloss trugen, erlebten u.a. die Französische Revolution, die Napoleonischen Kriege, die Formierung des Deutschen Bundes, die Reichsgründung 1871 mit der folgenden Gründerzeit und Metropolenwerdung Berlins, zunehmenden Militarismus und "Grossmannssucht" des Deutschen Reiches, den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und schliesslich den Zweiten Weltkrieg mit der fast vollständigen Zerstörung des Stadtschlosses sowie der Sprengung der Ruinen zu Beginn der 50er Jahre. Schliesslich den Aufbau des Palastes der Republik der DDR und zuletzt den Mauerfall, die Wiedervereingung und dann - in den Nuller Jahren - den Abbau des Palastes der Republik. Und nun zuletzt der Freilegung der Konstruktion im Zuge des Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses.
Manchmal gibt es Materialien, Produkte und Stoffe, denen durch ihre Geschichte eine besondere Aura anhaftet. Bei dem Schlossholz ist das so.